Eine junge Frau kommt zum Coaching. Sie hat vor kurzem ihre erste Stelle an einer Universität im Forschungsbereich angetreten. Sie berichtet vom Problem, dass sie sich gegen die anderen MitarbeiterInnen im Forschungsteam nicht abgrenzen kann. Sie hat erkannt, dass ihr das Wort „nein“ extrem schwer fällt, was dazu führt, dass sie die unangenehmsten und langweiligsten Arbeiten übertragen bekommt.
Nachdem das Ziel definiert ist, arbeitet der Persönlichkeitscoach mit der Timeline-Methode. Wichtige Stationen in der Kindheit werden definiert, reflektiert und neue Ressourcen und Fähigkeiten erarbeitet. Dabei wird die Kundin jeweils in die Situation geführt und gleichzeitig gefragt, was sie sich damals gewünscht hätte. Diese Ressourcen werden gesammelt, gefühlt und im Bewusstsein verankert. Positive Ereignisse und Erlebnisse werden ebenfalls besprochen und die dabei gewonnenen Fähigkeiten gesammelt.
Auf diese Weise gestärkt, arbeitet der Coach nun mit einem Rollenspiel weiter. Die Kundin wird aufgefordert, eine Grenze zu definieren (diese wird auf dem Boden markiert) und entschlossen zu sagen: „Das ist mein Raum, meine Zeit und meine Energie. Niemand übertritt diese Grenze, auch du nicht.“
Der Coach gibt Feedback, wie das Gesagte bei ihm ankommt. Körperhaltung, Stimmlage und Blick werden in die Reflexion mit einbezogen.
Die Kundin spürt noch einmal die Ressourcen aus der voran gegangenen Timeline-Arbeit und kann nun entschieden ihre Grenzen verbal und mittels Körperhaltung vermitteln. Sie kommt dabei weder aggressiv noch trotzig an, sondern selbstbewusst und klar beim Gegenüber an.
Am Ende der Coaching-Einheit wird die Umsetzung der neu gewonnenen Sicherheit in den beruflichen Arbeitsalltag besprochen und Ziele für den Umgang mit den Kollegen vereinbart.
In einer darauffolgenden Coaching-Einheit werden die Umsetzungsschritte evaluiert. Die Kundin berichtet, dass es ihr gut gelungen ist, gegenüber unmäßigen Forderungen hart zu bleiben und „nein“ zu sagen. Zu ihrer Überraschung hat sich das Verhältnis zu ihren ArbeitskollegInnen trotzdem verbessert und sie fühlt sich nun als Teil des Teams.
Ein Problem sieht die Kundin nach wie vor mit ihrer Vorgesetzten. Dieser gegenüber kann sie ihre Expertise nicht so selbstbewusst darstellen, wie sie das gerne möchte. In dieser Einheit arbeitet der Coach mit der Aufstellung mit Figuren auf dem Systembrett.
In einer an die Situation der Kundin angepassten Abwandlung der Methode wird vom Coach mit zwei Systemaufstellungen gearbeitet: Herkunftssystem und Teamsystem. Schnell zeigen sich Parallelen, wie die Kundin sich selbst in Bezug zu ihrer Mutter bzw. zu ihrer Vorgesetzten aufstellt. Alleine das Sichtbarmachen dieser Übertragung von Kindheitsgefühlen auf die Vorgesetzte löst einen wichtigen Erkenntnisschritt bei der Kundin aus.
In der Aufstellung trennt sie nun die Gefühle, die zur Mutter gehören von den Gefühlen, die sie mit ihrer Vorgesetzten verbindet. Bei ihrer Mutter kann sie klein sein, sich anlehnen und Geborgenheit spüren. Ihrer Vorgesetzten steht sie als erwachsene Frau mit vielen Kompetenzen und dem Willen zu Lernen gegenüber.
Auch hier werden wieder konkrete Umsetzungsschritte für den beruflichen Alltag erarbeitet und in einer weiteren Coaching-Einheit evaluiert.