Slow Productivity – bewusstes Selbstmanagement statt Pseudo-Produktivität

Slow Productivity

In der letzten Ausgabe ging es um die Auswirkungen der Inneren Antreiber im Arbeitsalltag. Falls du dich in die Kategorie „Streng dich an“ eingeordnet hast, dann wird dir dieses Konzept als Übungsanregung gut gefallen: Cal Newport wurde mit seinem Buch „Deep Work“ weltbekannt und hat mit „Slow Productivity“ logisch angeknüpft.

Er wirft einen erfrischenden Blick auf das geschäftige Treiben vieler Unternehmen.

Mangels beobachtbarer Performance-Kennzahlen zeigen ehrgeizige Menschen ihren Einsatz durch ein gestresstes „Geschäftig-Sein“, um besonders wertvoll für die Organisation zu erscheinen. Wenn „gute Arbeit“ gleichgesetzt wird mit „für jedes Meeting gefragt“ und „ständig unter Strom“ oder „viel zu viel auf der To-Do-Liste“, dann ist es kein Wunder, dass Menschen Schwierigkeiten haben, einen Gang zurückzuschalten.

Wer will denn schon effizient früh mit seiner Arbeit fertig sein, damit er oder sie genug Pausen machen kann und früher heimgeht als alle anderen? Wo würden die Leistungstiere dann das Gefühl bekommen können, dass sie sich ausreichend angestrengt haben? Viel ehrenhafter ist es doch, von sehr früh bis ganz spät unter Strom zu sein, viele Aufgaben erledigt und noch mehr dazubekommen zu haben.

Was pseudoproduktiven Menschen allerdings fehlt, sind
  • eine Ausrichtung auf die wichtigen Aufgaben statt den Dringendsten und
  • Pausen, die Kreativität und Problemlösungen erst möglich machen.

Die Prinzipien von Slow Productivity zeigen einen feinen Ausweg aus dem Hamsterrad des sozial erwünschten Stresses, besonders dann, wenn deine Antreiber sich weiterhin produktiv ausleben wollen:

  1. Qualität vor Quantität

Arbeite weniger, aber dafür gründlicher und tiefgehender. Statt möglichst viele Aufgaben in kurzer Zeit zu erledigen und dich durch eine lange To-Do-Liste zu kämpfen, konzentriere dich auf die wichtigsten Aufgaben und erledige diese mit voller Aufmerksamkeit und Sorgfalt.

—> klare Prioritäten, Fokus auf die wichtigsten Aufgaben des Tages, diese mit hoher Qualität abschließen

  1. Tiefe Arbeit statt oberflächlicher Beschäftigung

„Deep Work“ bedeutet tiefe, ungestörte Konzentration auf anspruchsvolle Aufgaben. Getriebene Menschen sind leichte Opfer von Ablenkungen und der Illusion von Multi-Tasking, was letztlich ihre fokussierte Produktivität beeinträchtigt.

—> plane regelmäßige Deep-Work-Zeitblöcke in deinem Kalender für anspruchsvolle Aufgaben ein, eliminiere Ablenkungen insbesondere an deinen Arbeitsgeräten (keine Benachrichtigungen, akustische Signale etc.), schaffe dir eine ruhige Arbeitsumgebung

  1. Langfristiges Denken und nachhaltige Produktivität

Newport betont die Bedeutung von langfristigem Denken. Ein Fokus auf die nachhaltigen Erfolge, zu denen deine tägliche Arbeit beiträgt, führt dazu, dass du deine Tätigkeit als Marathon – anstatt als Sprint begreifen kannst. Für die „Streng dich an“-Getriebenen besonders wertvoll, weil sie sich nicht täglich verausgaben müssen, um ein langfristig gesetztes Ziel zu erreichen.

—> entwickle eine langfristige Vision für deine Arbeit und arbeite mit realistischen Zwischenzielen.

  1. Reflexion und kontinuierliche Verbesserung

Regelmäßigen Reflexion über die eigene Arbeit und die kontinuierliche Verbesserung der eigenen Methoden gehören ebenso zum Konzept. Durch regelmäßiges Innehalten überprüfst du, ob deine Anstrengungen tatsächlich die gewünschten, langfristigen Ergebnisse bringen.

—> nimm dir regelmäßig Zeit für die Reflexion und Anpassung deiner Arbeitsweise, welche Aktivitäten sind pseudo-produktiv und welche wertvoll

  1. Grenzen setzen und “Nein” sagen

Wer produktiv sein will, darf bzw. muss zu allem pseudo-produktiven „Nein“ sagen können. Keine einfache Aufgabe für Menschen, die ihre Leistungswilligkeit unter Beweis stellen wollen, aber eine notwendige Kompetenz für echte Produktivität.

—> Lerne, klare Grenzen zu setzen und deine Prioritäten zu schützen

Slow Productivity ist mittlerweile meine Arbeitsphilosophie geworden und ich übe mich darin, mich selbst dabei zu ertappen, wenn ich wieder einmal pseudoproduktiv unterwegs bin. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, wenn du es selbst ausprobieren willst und kann dir das Buch nur wärmstens empfehlen.

Wie immer freue ich mich auf Erfolgsgeschichten!


Eva Scheucher ist Lehrcoach, Ausdauersportlerin und Achtsamkeitsspezialisitin. Seit 2012 begleitet die Betriebswirtin Menschen zu mehr Bewusstheit, Klarheit und Achtsamkeit. Ihre Schwerpunkte liegen dabei in der Ausbildung von Coaches und Berater:innen, Visionsarbeit und der wirkungsvollen Gestaltung von privaten und Arbeitsbeziehungen. Seit 2021 leitet sie Ausbildungen zum Thema Achtsamkeit an der Balance Akademie.


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