Wie deine Erwartungen dein Urteilsvermögen trüben – und wie du das änderst

Wie deine Erwartungen dein Urteilsvermögen trüben

Wie deine Erwartungen dein Urteilsvermögen trüben – und wie du das änderst

Gerade hab ich mit einem Kapitel zum Thema Urteilsfreiheit in meinem Buch über achtsames Arbeiten begonnen. Dazu habe ich eine Umfrage veröffentlicht, die bereits sehr zahlreich beantwortet wurde. Wenn du auch noch deinen Impuls dazu in mein Buch einfließen lassen möchtest, lade ich dich ein, mir vier Minuten deiner Zeit für die Beantwortung dieser Fragen zu schenken.

Was hat es mit Erwartungen und Urteilen auf sich?

Wie oft hast du etwas schon als “unzufriedenstellend” erlebt, weil du bestimmte Erwartungen hattest? Möglicherweise gingst du ins Kino und sagtest am Ende des Films: Hm, der war mir zu brutal oder zu langweilig. Ob der Film tatsächlich zu brutal oder langweilig war, ist objektiv nicht festzulegen, weil ihn 1) jeder einzelne Zuschauer anders erlebt und wahrnimmt und 2) jeder einzelne Zuschauer andere Erwartungen daran hat, was angemessen brutal oder langweilig ist.

Wenn wir das auf die Erwartungen an andere Menschen umlegen, wird es um ein Vielfaches spannender.

Zunächst gibt es da unsere gesamten bewussten und unbewussten Vorerfahrungen mit Menschen, unsere gesamte Biografie und alle Einzelheiten der abgespeicherten Erfahrungen, die prägen, wie wir vergangene Erlebnisse einordnen und beurteilen. Dann gibt es da noch einen ganz individuellen Fokus und Filter, den wir haben, wenn wir Menschen wahrnehmen und unseren einzigartigen Gemütszustand in der Situation der Wahrnehmung selbst. Alle diese Dinge beeinflussen unsere Beurteilung des Menschen, die in sekundenbruchteilen unbewusst passiert. Da sind schon ein Haufen Fehlerquellen dabei oder?

Hier kann ich unendlich viele Ansatzpunkte für meine eigene Unzufriedenheit mit anderen Menschen oder mit einer Situation finden, die nichts mit dem Beurteilten zu tun haben:

  • Mit welcher Erwartungshaltung bin ich in die Begegnung einstiegen? (”keine” bedeutet “keine dir bewusste”)
  • Ist meine Erwartungshaltung für diese Situation passend?
  • Woran habe ich diese und jene Inkompetenz oder böse Absicht erkannt?
  • Ist meine Interpretation dieser Wahrnehmung die einzig Mögliche? (Spoiler: Nein, das ist sie nie!) Welche anderen Schlüsse könnte ich ziehen?
  • Wie hätte XY dieselbe Situation beurteilt?
  • Auf Basis welches Vorurteils oder welcher Vorerfahrung habe ich diese Erwartung?
  • In welcher Stimmung war ich, während ich dieses Urteil gebildet habe?

Enttäuschung, vernichtende Kritik, Ärger und die Verurteilung einer anderen Person als “inkompetent”, “faul”, “dumm”, “eingebildet”, “arrogant”, “zu forsch”, “zu selbstbewusst”, “lieblos”, “unattraktiv etc. entstehen und existieren in dir sind keine objektive Wahrheit. Wenn du dir das bewusst machen kannst, kannst du sie rasch verändern.

Ganz ohne überzogene Anforderung an die Situation oder die anderen, dass sich alles deinen Vorstellungen entsprechend ändern sollte, damit du endlich zufrieden sein kannst.

Im Reflektieren und Loslassen deiner Erwartungen liegt eine große Handlungs- und Gefühlsfreiheit.


Eva Scheucher ist Lehrcoach, Ausdauersportlerin und Achtsamkeitsspezialisitin. Seit 2012 begleitet die Betriebswirtin Menschen zu mehr Bewusstheit, Klarheit und Achtsamkeit. Ihre Schwerpunkte liegen dabei in der Ausbildung von Coaches und Berater:innen, Visionsarbeit und der wirkungsvollen Gestaltung von privaten und Arbeitsbeziehungen. Seit 2021 leitet sie Ausbildungen zum Thema Achtsamkeit an der Balance Akademie.


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